Persönlichkeitsentwicklung

Wie dein Urteil dich beeinflusst – der Priming Effekt

Hans und Alex sitzen zusammen auf der Terrasse. Dabei stellt Hans dem Alex ein paar Fragen auf die er ohne lange nachzudenken antworten soll.

Hans: Was fließt durch deine Adern?

Alex: Blut

Hans: Was trinkt ein Vampir?

Alex: Blut

Hans: Was pumpt dein Herz?

Alex: Blut

Hans: Bei welcher Farbe gehst du über Straße?

Alex: Rot!

Du wurdest soeben Zeuge des Priming Effektes. Dieser tritt jeden Tag bei jedem Menschen auf. Unbewusst. Bei diesem geht es darum, die Subjektive Denkweise in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen. Diese Art der Beeinflussung geht ein bestimmter vorangegangener Reiz wie zum Beispiel ein Geruch oder einem Wort der Denkweise voraus. Als Priming Reiz kommen alle Sinne in Frage wie hören, riechen und sehen, aber auch Erfahrungen und Erinnerungen beeinflussen uns maßgeblich.

Beim Priming verarbeitet das Gehirn den aufgenommenen Reiz und Interpretiert diesen. Hierbei versucht dein Gehirn diesen Reiz mit anderen Informationen in Verbindung zu setzen. Es wird also das Assoziationsfeld aktiviert. Dieses wiederum aktiviert eigene Erfahrungen und Erinnerungen und verbindet diese mit dem Reiz. Diese Verbindungen sind uns dabei meistens nicht bewusst.

Wie in dem kurzen Beispiel dargestellt, antwortet Alex blitzschnell mit der Farbe Rot. Dabei weiß so ziemlich jeder, dass man bei der Farbe Grün über die Straße geht und bei Rot brav an der Ampel wartet. Da sich die Fragen jedoch allesamt mit der Farbe Rot beschäftigt haben wurde das Gehirn unterbewusst auf diesen Reiz vorbereitet.

Unser Gehirn findet dabei immer schneller Wörter die miteinander assoziiert werden können. Nach dem wohl wichtigsten Psychologen unser Zeit Daniel Kahnemann, dem Autoren von Schnelles Denken, Langsames Denken, verursacht diese Kontextsuche eine Änderung des Zustands unseres Gehirnes.

Was ist Priming überhaupt?

Priming beschreibt die Art der Beeinflussung bei der durch bestimme Denkmuster ein vorheriger Reiz eine Denk und Verhaltensweise bei einer nächsten Aktion auslöst. Hört sich kompliziert an? Ist es aber nicht

Man kann sich das Ganze wie ein Computerprogramm vorstellen. Durch einen vorherigen eingegebenen Code bereiten wir dieses Programm auf seine nächste Aktion vor. Sobald dieser Code getriggered wird, löst es eine nächste Aktion aus. Dieser Prozess läuft dabei komplett im Hintergrund ab, ohne das z. B. der Anwender etwas davon mitbekommt.

Übertragen auf den menschlichen Körper bereitet unser Gehirn das Unterbewusstsein aufkommende Ereignisse vor. Kommt nun der Reiz werden Gedächtnisinhalte aktiviert und Erfahrungen sowie Assoziationen ausgelöst. Eben wie in diesem Programm, bekommen wir dabei nichts mit, da dies alles Unterbewusst abläuft. Interessant, nicht wahr?

Jetzt kommt aber etwas Cooles. Der Priming Effekt kann dabei auch genutzt werden, um unser eigenes Verhalten und unsere Leistung zu steigern.

Wenn der Chef dich auf der Arbeit ab und an für deine schwere Arbeit lobt, löst dies bei dir ein positives Gefühl aus. Das führt dazu, dass du positiver und engagierter an die Arbeit gehst als zuvor. Der Chef hat dich also mit einem “Code” gefüttert und deine “Software” spielt dieses als Prozess im Hintergrund ab.

Wörter sind mit Emotionen verknüpft

 Grade durch die Verwendung bestimmter Wörter werden Gefühlszustände in uns aktiviert. Aber auch Musik oder Bilder lösen in uns starke emotionale Reaktionen hervor. Diese werden von uns dann auf die jeweilige Situation verknüpft.

Verhalten und Gefühle entstehen hierbei immer aus einem Kontext heraus. Aus einer Aktion dem „Reiz“ folgt somit die anschließende Reaktion „Verhalten“. Beispielhaft durch eine positive Einstellung kann ich mich optimistischer, glücklicher und fröhlicher „Primen“. Dies geschieht dabei alles Intuitiv und wird nicht von unserem bewussten Denken gesteuert – bestimmte Vorstellungen lösen andere wiederum aus. Das erstaunliche, all dies geschieht alles in weniger als einer Sekunde.

Nehmen wir an du spielst immer wieder einen bestimmten Titel ab, wenn du z. B. mit deiner Mannschaft kurz vor einem Spiel stehst, dann bekommst du eine Vorbereitung auf das Spiel und ein Gemeinschaftsgefühl. Jeder für jeden. Solltest du gewinnen schüttest du jedes Mal Dopamin und Serotonin aus und gehst mit einem verstärkten Gefühl in das nächste Spiel.

Oder du willst beim Sport höhere Leistungen erzielen. In dem Fall hilft es sich vorzustellen, dass man besser ist als dies tatsächlich der Fall ist. Du wirst dann eine bessere Leistung abrufen. Probiere es in deinem nächsten Fitness Workout aus.

Das Unterbewusstsein trickst uns ständig aus.

Ein Bekannter Effekt im Bereich des Primings ist der Florida-Effekt von dem Psychologen John Bargh. Bei diesem Experiment wurden Menschen unterschiedliche Wörter Rund um das Thema Alt gezeigt. Das Resultat war, dass im Anschluss diese Menschen sich merklich langsamer als zuvor bewegten. Der Kontrollgruppe wurden im Gegensatz jugendbezogene Wörter gezeigt. Du ahnst es schon. Diese bewegten sich daraufhin dynamischer und energiegeladener im Gegensatz zu der anderen Gruppe.

Was sagt uns diese Beobachtung nun? Eben da sich die erste Gruppe mit dem Thema Alt beschäftigt hat wurde deren Teil im Gehirn, der für die Bewegung zuständig ist, unbewusst geprimed und entschleunigt. Es „bahnte“ sich eine beeinflusste Wahrnehmung durch die Interpretation eines gesetzten Reizes

Sich positiv Primen

Die Form dieser Manipulation lässt sich allerdings auch positiv nutzen. Ich tue dies zum Beispiel jeden Tag. Durch bestimmte Wortgruppen ist es nämlich möglich sich positiver und erfolgreicher zu Primen.

Wenn du an den Erfolg glaubst, wirst du auch eher Erfolg haben.

Durch bestimmte Gedankengänge die man im Kontext mit einem positiven Gefühl bzw. Wahrnehmung verknüpft kannst du dir eine Lebenspositive Wahrnehmung primen. Selbst eine erhöhte Motivation für den Berufsalltag kannst du Primen. Grade aus diesem Grund funktionieren Motivationsvideos auf YouTube, die Millionenfach geklickt werden oder Coaches die einen zu mehr Sport anspornen.

Fokussiere dich auf die positiven Aspekte einer Situation oder Aufgabe.

Man sollte jedoch nicht außer Acht lassen, dass sich dieser Effekt ebenfalls ins Gegenteil drehen lässt. Man macht einen Fehler auf der Arbeit oder im privaten Umfeld und schon überhäuft man sich selbst mit Vorwürfen. Dabei primed man sich zumeist als Idiot oder Nichtskönner. Grade heutzutage, in der von jedem erwartet wird, keine Fehler zu machen wird dieser Erfolgsdruck immer höher wodurch wiederrum immer mehr Menschen Physisch krank werden. Du hast also nun den Schlüssel, dich gegen negative Primen zu schützen.

Priming in der Werbung

Du weißt, dass Priming unbewusst stattfindet. Stell dir nun vor unser Gehirn würde ständig bewusst alles aufnehmen. Wir würden förmlich erschlagen werden von den zig Tausenden Werbeanzeigen, den wir begegnen.

Insbesondere durch die Werbung werden wir ständig und nahezu überall manipuliert. Die Werbebranche arbeitet dabei gerissen. Diese benutzen in Ihren Werbeanzeigen inflationär aktive Verben die uns Dinge Versprechen.

Ebenfalls wird durch bestimmte Wortgruppen und spannungsgeladene Überschriften versucht unser Gehirn unbewusst zu einem Call-to-Action zu bewegen damit man aktiv handelt.

Es ist kostenlos oder nur Heute.

Oder die Kaufmusik in einem Supermarkt. Es wurde in einem Markt statt normaler Popmusik Französische gespielt und siehe da, die Kunden kauften bedingt durch den Reiz mehr Französischen Wein. Ein ähnliches Verhalten lässt sich auch bei dem Duft von frisch gebackenem Brot feststellen. Jeder liebt diesen Duft und ehe man sich versieht, hat man eine Packung Brot schon im Einkaufswagen.

Fazit

Wir sind uns also bewusst, dass wir gar nicht mal so viel Kontrolle über unser Gehirn und dem Denken haben, als wir angenommen haben. Doch ist man jetzt Dumm, wenn man auf diese Manipulationen reinfällt? Nein, denn wir brauchen diese Denkmuster. Sie erleichtern unseren Alltag und bei dem feststellen von Gefahren oder dem erkennen von zusammenhängen. Es ist also das Beste, wenn wir diese Denkmuster und Schubladen besitzen und nutzen. Wir müssen unserem Unbewussten Bewusster werden.

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